In Kenia kommt vieles anders, als man sich das vorgestellt oder vorgenommen hat. Manches ist viel einfacher und weit weniger kompliziert als in Europa, anderes scheint fast unmöglich zu sein. Man kann sich noch so gut auf eine Reise vorbereiten oder sich einen Zeitplan für die verschiedensten Dinge geben, es kommt eben meistens anders…
Gespräche über Kooperationen
Den Beginn unseres vierwöchigen Aufenthaltes nützten wir, um in Nairobi Gespräche mit jener Organisation zu führen, die wir uns als Kooperationspartner in erster Linie gewünscht hatten. Doch es zeigte sich alsbald, dass eine förmliche Kooperation zwar nicht zustande kommen wird, da Schul- und Ausbildungsprojekte nicht im Focus von AMREF liegen, wir aber für unser Projekt jede Form der benötigten Unterstützung und Beratung erhalten werden.
Dann ging es weiter nach Mombasa bzw. Ukunda. Die Stadt hat uns zunächst mit einem Hitzeschock empfangen, doch wie immer gewöhnt man sich alsbald an diese Temperaturen.
Fortschritt der Arbeiten
Selbstredend begaben wir uns gleich am ersten Tag zum Grundstück um persönlich zu sehen, wie die Einfriedung, an der seit August 2007 gearbeitet wird, das Grundstück verändert haben würde. Zwar hatten wir immer wieder Fotos erhalten, doch die Spannung und die Vorfreude waren groß.
Die an drei Seiten fertige und an der vierten Seite etwa zu einem Drittel begonnene Einfriedung ließ einmal mehr die beachtliche Ausdehnung des Geländes erkennen. Neu war für uns die Erkenntnis, dass dieses bei weitem nicht so eben ist, wie wir es in Erinnerung hatten. So weist die 150 cm hohe Mauer an den Längs- aber auch an den Breitseiten Höhensprünge auf!
Umplanung
Diese neue Erkenntnis machte uns rasch deutlich, dass eine Umplanung in der Situierung der Gebäude erforderlich sein würde. Zudem ist es uns wichtig, dass die Schatten spendenden Cashew- und Mangobäume, aber auch die teils schon sehr hoch gewachsenen Palmen, deren Positionen wir nun exakt vermessen konnten, nicht nur erhalten bleiben, sondern sie sollten bestmöglich in das Projekt integriert werden. Sie sollen Ruhezonen bieten und auch die Gebäude so situiert werden, dass diese Zonen den besten Nutzen bringen würden.
Da bisher ohnehin weder von der Schul- noch der Baubehörde eine Genehmigung vorlag, waren wir in den Umplanungen nicht beschränkt. Doch wollten wir diese alsbald abschließen, um die Behördenwege und Anträge für Bewilligungen rasch veranlassen zu können.
In all unseren Aktivitäten hat uns der Laptop mit Planungsprogramm unschätzbare Dienste geleistet, auch die W-Lan Verbindung ins Internet hat sich, trotz der im Vergleich mit europäischen Verhältnissen relativ hohen Kosten, bezahlt gemacht.
Wir meinen, das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Der Brunnen
Der Brunnen ist eine sehr positive Überraschung, denn er scheint zu halten, was man uns versprochen hat, nämlich dass er nach einer gewissen Reaktivierung durch Gebrauch, ausreichend Wasser für das gesamte Projekt liefern werde.
Die umliegend wohnende Bevölkerung ist darüber nicht weniger erfreut, weil sie sich den mühseligen Transport von Frischwasser in Kanistern ersparen kann, von den Kosten für Wasser an dieser Stelle ganz abgesehen. Jedes Mal, wenn wir beispielsweise für Ausmessungen zum Grundstück kamen, waren immer wieder Menschen dort, die Wasser schöpften. Wir haben daher entschieden, dass wir - sobald das Gelände infolge von Baumaßnahmen abgesperrt sein wird - an der Außenseite der Mauer eine Entnahmestelle anbringen werden. Natürlich macht das erst dann Sinn, wenn auch die Förderpumpe installiert sein wird.
Das Waisenhaus
Abhängig von den hierzu noch nicht vorliegenden detaillierten Kostenvoranschlägen wird entschieden werden, ob die Errichtung dieses Komplexes in einer oder zwei Ausbaustufen erfolgen wird.
Nach zahlreichen Gesprächen zum Thema Waisenhaus haben wir uns für ein den SOS-Kinderdörfern nachempfundenes "Familiensystem" entschieden, da wir der Überzeugung sind, dass damit den Bedürfnissen und Verhältnissen Vorort am besten entsprochen wird.
Das Leistungsverzeichnis
Nachdem der Planungsstand aktualisiert worden war, begann die besonders aufwändige Arbeit, das Projekt in allen seinen Details, Größe der Fenster, Aussehen der Türen, Verputz außen und innen, gebäudeweise zu beschreiben, um unserem unabdingbaren Vorsatz entsprechen zu können, zumindest drei vollständige Kostenvoranschläge zu erhalten, bevor entschieden sein würde, wer den Auftrag erhält!
Die Erarbeitung des Leistungsverzeichnisses hat gut eine Woche in Anspruch genommen, doch dann konnte es an Interessenten versendet werden. Nun kann man gespannt sein, ob die Kostenvoranschläge mit den seinerzeitigen Kostenschätzungen im Einklang sein werden.
Was trotz der Umstände möglich war
Trotz der bekannten Entwicklungen im Land nach den Wahlen am 27. Dezember, war der Aufenthalt geprägt von Terminen und Gesprächen mit Baumeistern, Fachhändlern und den zuständigen Behörden.
Wir unternahmen den Versuch, den DEO (District Educational Officer) aufzusuchen, der zunächst seine Genehmigung für die Errichtung einer Schule in der geplanten Form zu geben hat.
Vergebens, aber sein Stellvertreter stellte den telefonischen Kontakt her und so konnte für den 7. Januar eine Besichtigung des Baugeländes vereinbart werden. Dazu kam es aber nicht, weil aufgrund der eingangs erwähnten und auch aus den Medien bekannten politischen Entwicklungen, große Transport- und Reiseprobleme, ja überhaupt Kommunikationsprobleme auftraten. Der für unseren Bezirk zuständige DEO schaffte es nicht, von Nairobi nach Ukunda zu kommen, ja selbst die Aufnahme der Verbindung war nicht immer ganz unproblematisch, weil offenkundig Engpässe bei Telefonwertkarten aufgetreten waren!
Also stellten wir unseren Antrag auf Bewilligung des Betriebes einer Schule und eines Waisenhauses beim Stellvertreter. Dieser hat uns schon vorsichtig angekündigt, dass das Procedere sich über Monate ziehen könnte. Nun, wir werden sehen, inwieweit es uns gelingt, diesen Prozess in Nairobi zu beschleunigen.
Vorsicht!
Die schon erwähnten Ereignisse nach den Wahlen mahnten uns in jeder Weise zur Vorsicht, sodass vorgesehene Erledigungen, insbesondere Fahrten nach Mombasa, unterblieben sind. Aus diesem Grund unterblieb auch die konkrete Auswahl von Baumaterialien wie Fliesen, Natursteinen oder Dächern, sodass dies zum gegebenen Zeitpunkt nachgeholt werden muss. Vor allem das für die Dächer auszuwählende Material ist von großer Wichtigkeit, denn einerseits müssen raumklimatische Verhältnisse geschaffen werden, die eine gute Atmosphäre ermöglichen, andererseits stellen die Dächer einen ganz entscheidenden Kostenfaktor dar.